Dienstag, 12. Oktober 2010

Time to say goodbye

So, dies ist wahrscheinlich mein letzter Blog aus Kenia, ich kann kaum glauben wie schnell die Zeit vergangen ist. Eigentlich wollte ich heute ueber meinen Strandurlaub letzte Woche berichten, aber ich hab mich entschieden, dass ich viel lieber ein bisschen mehr ueber mein tolles Praktikum in der NGO erzaehlen moechte.
Wir haben zwei Hauptprogramme bei uns im Buero, das eine ist das Entrepreneurship-Training, das andere ist die Buecherei fuer Kinder. Vorletzte Woche habe ich zusammen mit einem anderen deutschen Praktikanten angefangen im Entrepreneurship-Training zu unterrichten. Bei diesem Programm versuchen wir Menschen aus dem Slum die Grundlagen der Unternehmensfuehrung beizubringen, um ihnen zu helfen spaeter ihr eigenes Geschaeft eroeffnen zu koennen. Es macht wahnsinnig viel Spass mit den Leuten zu arbeiten, die meisten sind unglaublich kreativ und meist ist der ganze Unterricht eine einzige Diskussion ueber die verschiedenen Geschaeftsideen. Es ist wirklich toll zu sehen, wie die Menschen versuchen das Beste aus ihrer Situation zu machen und die meisten sind unglaublich motiviert.
Noch schoener ist es allerdings, wenn die Kinder aus dem Slum in unsere Buecherei kommen. Sie alle gehen in sogenannte informal schools und haben deshalb so gut wie keine Moeglichkeit lesen, schreiben oder rechnen zu ueben. Die Kinder kommen also jeden Tag um 4 Uhr nach der Schule zu uns und lesen oder rechnen dort, viele bleiben bis um 8 Uhr, also bis wir das Buero schliessen. Ich konnte es bei meinem ersten Abend in der Buecherei selbst kaum glauben, aber diese Kinder opfern tatsaechlich fast ihre ganze Freizeit um zu uns zu kommen und zu lernen. Das traurige an der ganzen Sache ist, dass es die wenigsten von ihnen auf eine weiterfuehrende Schule schaffen werden, weil das Schulsystem in Kenia so ungerecht ist. Nach der achten Klasse gibt es einen Test, fuer diejenigen, die den Test nicht bestehen ist die Schulzeit damit zu Ende und diejenigen die den Test bestehen muessen es irgendwie schaffen die hohen Gebuehren fuer weiterfuehrende Schulen aufzubringen. Das ist natuerlich fuer Kinder aus dem Slum nicht wirklich einfach, und nur wenige schaffen diesen wichtigen Schritt.
Von der schlechten Situation in den informal schools konnte ich mich die letzten Wochen dann selbst ueberzeugen. Ich habe in der 5. Klasse Englisch und Mathe unterrichtet und es ist wirklich unvorstellbar unter welchen Bedingungen die Kinder dort lernen muessen. Die Schule besteht aus einem Holzverschlag mit Blechverkleidung und zwischen den einzelnen Klassenzimmern gibt es keine Waende, das heisst im Hintergrund hoert man immer den Unterricht in den anderen Klassen mit. Als ich dort angefangen habe zu unterrichten gab es auch nur ueber einer Haelfte des Raums ein Dach, die andere Haelfte war unbedeckt, also hatten die Kinder auf dieser Seite des Klassenzimmers immer die Sonne im Gesicht. Zum Glueck wurde jetzt ein Dach angebracht, einen Tag nachdem ich mir mein Gesicht und meine Arme komplett in der prallen afrikanischen Sonne verbrannt habe :)
Aber die Raeume sind eigentlich das kleinste Problem, das die Schule hat. Etwa eine Woche nachdem ich dort angefangen habe zu unterrichten, habe ich die Kinder gebeten einen Aufsatz in Englisch fuer mich zu schreiben. Ich konnte es kaum glauben als ich die Aufsaetze korrigieren wollte: Da waren tatsaechlich Kinder in der Klasse, die kein Englisch schreiben konnten. Einfach irgendwelche verrueckten Ansammlungen von zusammenhanglosen Worten, teilweise nicht mal Englisch oder Kiswahili, sondern irgendeine Stammessprache. Da weiss man echt nicht, ob man lachen oder weinen soll. Jedenfalls habe ich versucht den Kindern so viel wie moeglich beizubringen, was leider nicht gerade viel war.
In diesem Land gibt es so viele Dinge, die man aendern muesste und Africa Health and Community Program hat so tolle Ideen, um zumindest einen Anfang zu machen. Gerade auch deswegen bin ich sehr traurig, dass am Freitag schon mein letzter Tag sein wird, es gibt noch so viel mehr zu tun.
Letzten Endes war meine Zeit hier wundervoll, ich habe viele viele schoene Erinnerungen und wahrscheinlich noch mehr Bilder :) Danke an all meine tollen Mitbewohner, an die AIESECer und natuerlich an meine grossartigen Arbeitskollegen!
Also dann, bis bald in Deutschland!